Teil 2
Baubericht und Übergabe
Architekt Reiner Hochberger anlässlich der Sportheim-Einweihung am 13.7.1985
Das Hausrecht, das wir Bauleute seit 1980 in dankenswerter Weise von der Bauherrschaft, dem TSV Neuensorg, übertragen bekamen, geben wir nunmehr an diesen zurück.
Dies erfolgt mit einem fröhlichen, dankbaren aber auch mit einem trauernden Herzen.
Fröhlich –
weil wir wie ich meine, allesamt stolz auf unser Werk sein können. So wurden insgesamt rund 7.000 Mauerblöcke vermörtelt, ca. 100 cbm Beton eingebaut, ca. 4.000 m Leitungen verlegt, ca. 50 cbm Sand und ebensoviel Bauwasser verarbeitet und vieles mehr.
Das sind enorme Leistungen, vor allem, wenn man wie ich weiß, dass diese Arbeiten vorwiegend in Eigenleistungen durchgeführt worden sind.
Dankbar –
sind wir Bauleute als beauftragte Firmen dem Bauherrn für die wohlwollenden Auftrags-
erteilungen. Immerhin waren trotz gewaltiger Eigenleistungen des Vereins insgesamt 18 Firmen am Werk tätig, das bedeutet, Arbeitnehmer und Arbeitgeber fanden hier Arbeit und Brot. Ein überaus dankenswerter Verdienst der Vereinsführung.
Dankbar darf aber insbesondere ich in meiner Funktion als verantwortlicher Oberbauleiter und Architekt sein.
Zum einen – und dies gilt allen beteiligten Firmen und ihren Mitarbeitern und vor allen Dingen den Fachkräften bzw. Helfern des eigenleistungsbringenden Vereins – für die am Bau praktizierte Qualität und Sorgfalt, auch aus der Sicht der Unfallverhütung.
So darf ich dankbar mitteilen, dass während der gesamten Bauzeit kein einziger Unfall zu Verletzungen führte.
Ich meine damit, dass die dargebrachte Sorgfalt und Umsicht auf der Baustelle gleichzeitig auch ein Spiegelbild dessen ist, was hier am gesamten Gebäude optisch sichtbar – aber auch verdeckt – an hochwertiger Qualität durch saubere Arbeit vorzufinden ist.
Allen Werken dafür ein herzliches Dankeschön!
Vielen Dank aber auch den beteiligten Fachstellen und Behörden, die tatsächlich immer wohlwollend und mit Einsatz unser Vorhaben unterstützten.
Hier besonders die Herren Scherm und Lüdke sowie Frau Bäcker von der Regierung von Oberfranken in Bayreuth, Herrn Pechtold, Herrn Krapp, Herrn Krammer und Herrn Schreiner vom Landratsamt Coburg, Herrn Mühlbauer vom Bayer. Landessportverband in München, Herrn Dr. Gruber vom Bayer. Kultusministerium in München, den Damen und Herren des Kreistages des Landkreises Coburg mit Herrn Landrat Knauer und der Gemeinde Weidhausen mit 1. Bürgermeister Rolf Fischer an der Spitze.
Ein ebenso herzliches Dankeschön gebührt dem Vereinsbauausschuss mit seinem Vorsitzenden Harald Kutscher an forderster Front und meinen örtlichen Bauleitern Michael Metz, Walter Lind und Dieter Engel.
So vollbrachte Bauleiter Michael Metz nicht nur während der Rohbauzeit wahre Wunder, z.B. die alleinige Einbringung von 15 cbm Beton für die Erdgeschossdecke – und viele ähnliche Dinge mehr.
Während der gesamten Bauzeit war auch Walter Lind eine wertvolle und immer ansprechbare Bauleiterpersönlichkeit. Er hatte mit Sorgfalt und Umsicht den Bau immer im Griff, und dies gekonnt.
Des Weiteren war Bauleiter Dieter Engel ein ganz besonders vorbildlicher Fähnleinsführer, der oft für sich ganz allein tätig, ohne große Worte zupackte und seine Arbeit verrichtete.
Besonnen überlegten sie für ihren Verein, suchten gemeinsam nach Lösungen, fanden diese auch und setzten sie dann umgehend in Tag- und Nachtschichten in die Tat um.
Und so gibt es viele Leistungsträger mehr im Verein, die am Bau mit vollstem Einsatz wirkten, wollte ich alle aufzählen, es würde den Rahmen sprengen.
Ihr alle wart großartig, Leute!
Mein besonderer Dank gilt aber neben der gesamten Vorstandschaft dem 1. Vorsitzenden, meinem Freund Harald Kutscher. Seinem Engagement für den Verein, für die Planentwicklung und Management während der gesamten Bauzeit, seinem unermüdlichen Einsatz in allen Phasen ist es letztlich überhaupt zu verdanken, dass dieser Bau hier steht.
So – und in dieser Form, in Ordnung und finanzieller Wohlbehütheit.
Harald Kutscher war in allen Bereichen und für alle Fragen immer ansprechbar und zugänglich. Freundschaftlich und kameradschaftlich, nicht nur gegenüber seinen Mitgliedern, galt der gemeinsamen Sache sein ganzer Einsatz.
Manche zusätzlichen Finanzmittel machte er noch locker. Zäh und beharrlich blieb er trotz einiger Rückschläge immer am Ball, wie es so schön in der Sprache der Fußballer heißt.
Verwundert habe ich mir, obwohl ich bis dato schon einige Sportheimprojekte betreut hatte, oft die Augen gerieben, wenn er mir in seiner bescheidenen Art mitteilte, welchen Fördertopf er noch erfolgreich anzapfen konnte.
So ist ihm auch zu verdanken, dass aus der ursprünglich geplanten Flachdachform mit nichtnutzbaren Dachräumen ein steil geneigtes Dach mit herrlichen Dachgeschossräumen entstand. Diese und viele Dinge mehr wurden durch den 1. Vorsitzenden in finanzielle Realitäten gesetzt – zusammen mit seinem immer einsatzbereiten 2. Vorsitzenden Walter Hofknecht und seinem vorbildlichen Hauptkassier Erwin Krappmann.
Auch wenn diese erheblichen Umplanungen äußersten persönlichen Einsatz wegen Neueinreichung und somit Neufinanzierung bedurften, die Sache wurde angepackt und gemeinsam bewältigt.
Dies geschah jeweils in einer bewundernswerten Manier. Harald Kutscher, seiner Vorstandschaft und allen Mitgliedern gebührt mein herzlicher Dank.
Eine Aussage von Hauptkassier Erwin Krappmann ist mir in Erinnerung geblieben. In einer Bauphase, als es wegen fehlender finanzieller Mittel sehr kritisch war, äußerte er sich mir gegenüber wie folgt: „Im Normalfall müsste man derzeit Angst haben – aber wir haben ja Harald Kutscher!“ Ich denke, dem ist nichts hinzuzufügen.
Wenn man solche Vorbilder in einem Verein vorfindet, können nachfolgende Generationen leicht darauf aufbauen, auch wenn es wohl schwer wird, die erbrachten Leistungen in dieser humanitären Form, kameradschaftlich gleichgestellter Gesinnung, mit äußerstem persönlichen Einsatz aller, so nachzuvollziehen.
Dass die Nachkommen dieses anerkennen wünsche ich innigst – andernfalls wäre vieles umsonst!
Zu dem trauernden Herzen –
Es wird mir schwerfallen, die hier in den Kreisen des TSV Neuensorg während der Planungs- und Ausführungszeit erfahrenen Erlebnisse künftig nach der Beendigung des Baues nicht mehr zu haben.
So fand ich hier Freundschaften, die mit dem ersten Zusammentreffen anlässlich einer Besprechung bei der Regierung in Bayreuth und anschließender Erörterung in den „Kutscher-Stuben“ in Bayreuth begannen, über Hochzeitserlebnisse mit der Familie Kutscher und der gesamten Vereinsdelegation im Kleinwalsertal fortgesetzt und bis heute über starke Kameradschaften verfestigt wurden.
Ich bin stolz darauf und darf mich glücklich schätzen, diesen Kameradschaften anzugehören!
Das aber lässt das Trauernde aufheben, Vergangenes wieder aufleben und hat – wenn Gott will – Bestand.
Somit ist über den Gebäudebau eine menschliche Beziehung geworden und so soll es mit Gebäuden auch sein. Gebäude umschließen, nicht nur Räume, sondern auch zwischenmenschliche Beziehungen.
Dass dies hier in „der Sorg“ so bleibt, hoffe ich von ganzem Herzen!
Wie es der Zimmermannsspruch beim Richtfest schon zum Ausdruck brachte, sind wir Bauleute gläubige Menschen. Müssen es durch Gefahren, die sich in unserem Beruf verbergen, auch sein – und sind dies gern.
Ich glaube, dass unser Herrgott diese Fügungen allesamt so gewollt hat und glaube auch, dass dieses unser Gebäude, dessen Schutz vor Unbillen von Außen und Innen, künftig über Generationen hinweg Bestand hat.
Durch diesen Gedanken bestärkt, übergebe ich das Gebäude an meine Bauherrschaft, den TSV Neuensorg, sage nochmals ein herzliches „Vergelts Gott“ und ein fröhliches „Glückauf Freunde“.